Beim Start meiner Selbständigkeit im Jahr 2013 war Bewerbung-Ideal.de eines meiner ersten Projekte. Das Ziel bestand darin, einen Bewerbungsratgeber zu erschaffen, der möglichst viel Traffic ohne großen SEO-Aufwand erzeugen sollte.
Sobald eine ordentliche Sichtbarkeit bei Google erreicht war, sollte das Portal über verschiedenen Werbemaßnahmen monetarisiert werden. Zu Bestzeiten konnten über tausend Besucher pro Tag gemessen werden. Das wurde ohne großen finanziellen Aufwand erreicht.
In diesem Beitrag erkläre ich:
Konzeption Bewerbungsportal
Konkurrenzanalyse
Am Anfang eines neuen Projektes steht bei mir immer eine Konkurrenzanalyse. Diese führe ich mit SEO Tools wie Sistrix und Majestic durch.
Zunächst muss dafür ermittelt werden, wer überhaupt lohnenswerte Konkurrenz für eine Analyse ist. Idealerweise hat man bereits ein Hauptkeyword im Kopf, für das man ranken möchte. Dann sucht man einfach die Top 3 Websites raus, die dafür ranken.
In meinem Beispiel war der Suchbegriff „Bewerbung schreiben“ der Ausgangspunkt für den Start meiner Recherche. Die Top 3 Ergebnisse für diesen Begriff sind auch heute noch Ratgeberportale mit klarem thematischen Schwerpunkt.

Diese Seiten kann man nun einfach bei Sistrix durchchecken und schon bekommt man einen Überblick, welche Sichtbarkeit sie erreichen, für welche Keywords sie ranken und wie die grobe Seitenstruktur ist.
Ein wichtiger Hinweis ist hier auch, dass alle drei Wettbewerber mit speziell optimierten Unterseiten auf dieses Keyword optimieren. Das war im Jahr 2013 anders. Da wurde meist über Startseiten versucht, dafür zu ranken. Daher wurde dies zu meinem Fokuskeyword für die Bewerbung-ideal Startseite.
Aufwand für Content
Ein weiteres wichtiges Learning aus der Konkurrenzanalyse ist der Aufwand, welcher für ein solches Portal notwendig wird. So sieht man in Sistrix, wieviele Unterseiten für das Portal im Index sind.

In dem Fall sind 620 Seiten indexiert (Anzahl URLs). Das ist eine Menge. Wenn das alles wirklich Contentseiten mit individuellen Texten sind kann man die Kosten für Content grob überschlagen.
Gehen wir von 600 Contentseiten a 2000 Wörter aus wären das bei einem günstigen Textanbieter schon allein um die 3.000 Euro. Und das ist nur der reine Textpreis. Der Aufwand für Keywordrecherche, Briefing und Veröffentlichung des Contents kommt noch dazu.
Dieser Aufwand wäre mindestens nötig, um überhaupt die Basis für eine ähnliche Sichtbarkeit, wie die des Mitbewerbers, zu erlangen.
Wie umkämpft ist die Nische?
Im Jahr 2013 ergab meine Analyse, dass die Nische recht einfach ist. Es rankten damals Websites mit relativ dünnem Content. Die Suchbegriffe hatten meist ein sehr hohes Suchvolumen, waren aber nicht sehr „schwierig“.
Als Gradmesser dafür, wie schwer es ist, für ein Keyword zu ranken, kann man entweder die dafür vorgesehenen Metriken aus den Tools heran nehmen oder den CPC Preis (Kosten pro Klick bei Google Ads).

In der Konkurrenzanalyse ist auch heute noch zu sehen, dass die Keywords sehr hohe Suchvolumina haben (bis zu 138.000 pro Monat), aber recht niedrige CPCs (nur im Centbereich).
Je höher der CPC, desto umkämpfter ist ein Suchbegriff (da umso mehr Leute Google Ads dafür buchen). Es ist auch ein grober Hinweis auf die Umkämpftheit in der natürlichen Googlesuche.
Backlinkanalyse
Im nächsten Schritt habe ich eine Backlinkanalyse der ersten drei Websites durchgeführt. Folgende Punkte sollten dabei herausgefunden werden:
Im Jahr 2013 ergab meine Analyse, dass die Konkurrenz auf den vorderen Plätzen relativ wenige Backlinks benötigt, um recht hohe Sichtbarkeit und Traffic zu erzielen.
Die Analyse ergab auch, dass Websites keine Links einkauften und fast alles auf natürlichem Weg erzeugten. Die oben genannten niedrigen CPCs sind natürlich auch ein Hinweis auf die möglicherweise schwachen Monetarisierungsmöglichkeiten der Nische.
Es würde als keinen großen Sinn machen, hier viel Geld ins Linkbuilding zu investieren, wenn die Website nur schwer Geld abwerfen wird. Es ist unternehmerisch nicht sinnvoll.
Ein gewisser Aufwand zu Erzeugung von kostenlosen Backlinks macht aber schon Sinn. Frei nach dem Pareto Prinzip könnte man 20 % Einsatz ins Linkbuilding stecken und 80 % Ertrag erzielen.
Ein weiteres wichtiges Learning aus der Backlinkanalyse war (und ist es auch heute noch), dass die Nische sich ideal dazu eignet, kostenlose High-Trust-Backlinks (also Links von sehr vertrauenswürdigen Quellen) aufzubauen.

Bei diesen Mitbewerber sieht man, dass von den wichtigsten fünf Backlinks (laut Tool) bereits drei von Hochschulen oder Stadtportalen stammen. Diese Links sind also höchstwahrscheinlich freiwillig gesetzt worden.
Hieraus lässt sich nun einiges für die eigene Strategie ableiten. Auf welche Art Content verlinken diese Seiten? Wie könnte die Ansprache per Outreach aussehen?
Keywording
Aus den Daten der Onpageanalyse wurde nun ein Keywording erstellt. Dafür habe ich eine einfache Excelliste erstellt, in der pro Keyword das Suchvolumen, die URL, mit der ich ranken möchte und der Contenttyp zu finden war.
Für Bewerbung-Ideal.de gab es nur zwei Contenttypen. Das eine waren reine Ratgebertexte, das andere tatsächliche Beispiele für Bewerbungsanschreiben in verschiedenen Branchen.
Die Contenttypen haben sich aus der recherchierten Suchintention ergeben. Wer nach „Bewerbung als Kraftfahrer“ sucht, der wollte in erster Linie ein Beispiel für eine solche Bewerbung finden. Wer nach „Bewerbungstext“ sucht, der will einen Ratgeber, wie ein solcher Text auszusehen hat.
Das Keywording zeigt auch, wie die URL zu jedem Suchbegriff aussehen soll. Idealerweise kommt hier das Keyword ebenfalls vor.
Content verfassen
Für Bewerbung-Ideal.de habe ich die Basis-Ratgebertexte selber verfasst. Da ich jahrelang als Führungskraft in einem Konzern tätig war konnte ich hier einige Erfahrungen zu Bewerbungen (eigene und die von Teammitgliedern) sammeln. Diese Erfahrungen habe ich in den Texten wiedergegeben.
Den Content für die Bewerbungsbeispiele habe ich bei Textbroker in Auftrag gegeben. Dafür war ein Briefing der Autoren notwendig.
Contentbriefing
In der Zusammenarbeit mit externen Autoren ist es wichtig, ein sehr ausführliches Briefing zu verfassen. Dieses sollte klarstellen, welcher Inhalt erwartet wird, wie oft bestimmte Suchbegriffe vorkommen sollen und worauf noch zu achten ist.
Es ist sinnvoll, pauschal auszuschließen, dass der Leser im Text angesprochen wird. Für ein seriöses Bewerbungsportal ist das nicht angeraten.
Die grobe Orientierung an den Suchbegriff und zwei bis drei Nebenkeywords ist ebenfalls wichtig. Viele Autoren setzen aber auch heute noch auf eine hohe Keyworddichte. Das ist inzwischen allerdings eher ein schlechtes Signal für Google, zeugt es doch von einer gewissen Überoptimierung.
Ich habe schon 2013 bei meinen Autorenbriefings immer darauf hingewiesen, dass der Text in erster Linie einen echten Mehrwert für den Leser darstellen soll und keine reine Keywordansammlung.
Texte einbauen
Sobald die Texte in Auftrag gegeben waren, wurden sie auch schnell bearbeitet. Nun konnte ich pro Tag 3-4 Seiten live stellen. Mit einem solchen Intervall sollte ein natürlicher Aufbau des Portals erreicht werden.
Das ist besser, als hunderte Texte gleichzeitig live zu stellen und dann nix mehr zu veröffentlichen. Websites sollten organisch wachsen. Dann klappt es auch mit der Sichtbarkeit.
Beim Einbau der Texte musste ich mich eigentlich nur an die URL-Vorgaben aus dem Keywording halten. Eine individuelle Anpassung der Titel Tags habe ich nur bei manchen Seiten vorgenommen. Sonst war der Beitragstitel gleich dem Title Tag.
Individuelle Metadescriptions habe ich nicht vergeben. Google zieht sich die Description meist passend zur Suchanfrage aus dem Websitecontent.
Auch die interne Verlinkung bzw. Seitenstruktur ist eher einfach gehalten. Jede Unterseite ist in der rechten Hauptsidebar verlinkt.
Vorteil der Seitenstruktur
Im Jahr 2013 haben viele Personalvermittler versucht, mit Bewerbungsblogs als Marketinginstrument zu arbeiten. Ein solcher Blog hat aber einen großen Nachteil, wenn man die Besucher per SEO akquirieren möchte.
Die älteren Beiträge verschwinden mit der Zeit in den hintersten Archiven und haben so kaum noch noch eine Chance, ordentliche Rankings zu erzielen bzw. zu behaupten.
Die Contentstruktur von Bewerbung-Ideal.de sorgt für so Inhalte, die immer aktuell und auffindbar sind. Sie haben so auch auf Dauer gute Rankings.
Backlinkstrategie
Aus der Linkanalyse konnte ich bereits ableiten, dass diese Art des Contents gern von öffentlichen bzw. staatsnahen Websites (Stadtprotalen, Hochschulen usw.) verlinkt wird.
Dafür war es vor allem wichtig, dass die Website keinen werblichen bzw. gewerblichen Charakter hat. Zu Beginn der Kampagne war auch noch keine Monetatisierung vogesehen.
Es gab also weder Werbebanner noch sonstige Punkte, die Webmaster davon abgehalten hätten, auf die Site zu verlinken.
Das konkrete Vorgehen bei der Backlinkakquise bestand nun einfach darin, die Quellen der Konkurrenz in einem Excelfile zu sammeln und dann Schritt für Schritt anzuschreiben.

Noch heute finden sich einige dieser kostenlosen Backlinks im Backlinkprofil des Portals. Aktiv habe ich den Linkaufbau nur einige Monate im Jahr 2013 / 14 betrieben. So konnten einige Links von Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen gesammelt werden.
Der Rest des Linkmixes wurde über Freelinks aus Katalogen und Blogkommentaren realisiert. Das war in dieser Zeit durchaus ein brauchbares Vorgehen.
Personalmarketing
Über die Monate wurde durch Content- und Backlinkaufbau kontinuierlich mehr Sichtbarkeit erzeugt. Zu Bestzeiten hatte die Seite täglich mehr als 1.000 Besucher.
Ein solches Vorgehen kann für das Personlamarketing durchaus interessant sein. Anstelle von Blogs und Social Media Profilen kann mit einem Ratgeberportal zum Thema Bewerbungen eine interessante Zielgruppe erreicht werden.
Auf der Website haben Leute nach Hilfe gesucht, die sich gerade in einem Bewerbungsprozess befanden.
Wie steht die Seite heute da?
Seit 2014 habe ich für die Site nicht mehr aktiv Linkbuilding betrieben. Es wurden aber weiter kontinuierlich Beiträge veröffentlicht. Über die Jahre hat die Seite natürlich an Sichtbarkeit verloren. Aber nicht drastisch.
Es fällt auch auf, dass die Seite in alle den Jahren nicht von einem der zahlreichen Googleupdates getroffen wurde.

Hier sieht man den Sichtbarkeitsverlauf. Dieser ist für ein Webprojekt dieser Art relativ konstant. Keines der Core Updates hat die Site beinträchtigt.
Das ist schon bemerkenswert. Keine meiner Seiten wurde nie von irgendeinem Googleupdate getroffen. Ein Grund dafür könnt vielleicht darin liegen, dass ich das aktive Linkbuilding recht schnell eingestellt habe.
Linkbuilding über dubiose Quellen (Kataloge, Bookmarkdienste usw.) hat so gut wie nicht stattgefunden.
Es könnte aber auch am Content liegen. Anders als bei vielen meiner Projekte habe ich die Haupttexte selber verfasst. Und das so, dass sie mir quasi geholfen hätten, wenn ich mich bewerben wollte.
Content, der eindeutig die Probleme bzw. Fragen der Zielgruppe löst, scheint also wirklich wichtig zu sein!